Vor dem Rathaus Bad Segeberg hissen zum ersten Mal der Bürgermeister, Toni Köppen, der Stadt Bad Segeberg gemeinsam mit den Beraterinnen der Frauenberatungsstelle „Frauenzimmer e.V.“ Barbara Eibelshäuser und Stephanie Böttcher, sowie der neuen Gleichstellungsbeauftragten, Inge Diekmann, die Fahnen „Gewaltfrei leben“. Die vier Personen wollen mit dieser Aktion wie jedes Jahr ein Zeichen zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen setzen. Rund um den 25.November finden viele Aktionen im Land statt, die auf dieses sensible Thema aufmerksam machen und gleichzeitig auf Hilfsangebote hinweisen. „Das Ziel sollte es sein, dass jeder Frau gewaltfrei und ohne Angst leben kann“, so Inge Diekmann.
Der Bedarf an Frauenhausplätzen ist da. Er ist häufig so groß, dass schutzsuchende Frauen mit ihren Kindern im letzten Jahr abgewiesen werden mussten. Dazu Toni Köppen: „Die Opferzahlen bei häuslicher Gewalt steigen seit Jahren stetig an. Die Corona-Pandemie hat das Problem weiter verschärft. Ein effektiver Gewaltschutz von Frauen und ihren Kindern ist in Deutschland nach wie vor nicht gewährleistet. Hier müssen wir unsere Anstrengungen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene weiter erhöhen.“
Der für eine Frau statistisch gesehen gefährlichste Mensch ist ihr Partner oder Ex- Partner. In Schleswig-Holstein wurden im vergangenen Jahr laut Polizeilicher Kriminalstatistik 3982 Frauen Opfer von Gewalt in der Partnerschaft, davon wurden 10 Frauen getötet und 437 waren von schwerer Körperverletzung betroffen. Aktuell werden allein in Norddeutschland 3 Femizide vor Gerichten verhandelt. Ein Femizid ist laut internationaler Definition der Weltgesundheitsorganisation die "vorsätzliche Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist". Die Herausforderung in der Vorhersage von Femiziden liegt darin, dass diese oft auch ohne vorherige Gewalt geschehen. Femizide sind meist geplant, haben einen längeren zeitlichen Vorlauf, und es müssen neben Indikatoren für die Eskalation von Gewalt auch Indikatoren für die Eskalation einer psychischen Krise einbezogen werden. Eine Schulung aller beteiligten Einrichtungen in der Anwendung verschiedener Instrumente zur Gefährdungseinschätzung ist daher unerlässlich. Die Beraterinnen, Barbara Eibelshäuser und Stephanie Böttcher, haben sich bereits intensiv mit Instrumenten zur Gefährdungsanalyse auseinandergesetzt. „Die Einschätzung der Gefährdung einer Frau findet regelhaft im Rahmen der Erstberatung einer gewaltbetroffenen Frau statt und hat höchste Dringlichkeit“, berichtet Barbara Eibelshäuser. Die Beratung von Frauen und Mädchen, die aktuell häusliche und sexualisierte Gewalt erleben oder in der Vergangenheit erleiden mussten, ist eine der Hauptaufgaben der Beraterinnen. Stephanie Böttcher ergänzt: „Wir schätzen sorgfältig die Risiken von Frauen, Opfer von schwerer Gewalt und/ oder Tötung zu werden, ein, nehmen eine Sicherheitsplanung vor und stimmen Schutzmaßnahmen - soweit möglich - mit anderen Institutionen ab.“ Mit dem Gesetz zum Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt („Istanbul- Konvention“) liegt mit Artikel 51 auch eine gesetzliche Grundlage und Vorgabe für die gemeinsame Gefährdungseinschätzung und die so wichtige Abstimmung von Sicherheitsmaßnahmen für betroffene Frauen zugrunde: Die Vertragsstaaten sind nun verpflichtet, die Gefährdungen von Frauen und Kindern im Rahmen häuslicher Gewalt zu analysieren und mit anderen relevanten Institutionen und Behörden für koordinierte Sicherheit und Unterstützung zu sorgen. In einigen Bundesländern wird bereits erfolgreich das Hochrisikomanagement im Rahmen von Fallkonferenzen durchgeführt. In Rheinland- Pfalz beispielsweise zeigt die wissenschaftliche Begleitevaluation, dass in 4 von 5 Fällen, die in Fallkonferenzen bearbeitet wurden, keine Gewaltrückfälle zu verzeichnen waren.
Im Foyer im Gebäude WortOrt stellen die Frauenberatungsstelle und die Gleichstellungsbeauftragte Beratungsmaterial vom 22.11. bis zum 27.11. bereit und bieten eine Offene Sprechstunde an. Die Bücherei hat einen interessanten Büchertisch und Filme, bei der die weibliche und männliche Sichtweise berücksichtigt wird, zusammengestellt.
Offene Sprechstunde am 25.11. im Gebäude WortOrt (Fußgängerzone)
Oldesloer Str. 1, 23795 Bad Segeberg
• 10-12 Uhr bei den Beraterinnen der Beratungsstelle Frauenzimmer e.V. und nach Vereinbarung Tel. 04551-3818
• 15-17 Uhr bei der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Bad Segeberg und nach Vereinbarung 04551-965 652
Bild: von links Beraterin Barbara Eibelshäuser der Frauenberatungsstelle Frauenzimmer, Bürgermeister Toni Köppen, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bad Segeberg Inge Diekmann
Verantwortlich i.S. des Pressegesetzes: Bürgermeister Toni Köppen, Lübecker Str. 9, 23795 Bad Segeberg